Der Kärnan – Der „Kern“ von Helsingborg

Der Eingang zum Kärnan. Foto: Giåm (Guillaume Baviere) /flickr.com (CC BY 2.0)

Der Eingang zum Kärnan. Foto: Giåm (Guillaume Baviere) /flickr.com (CC BY 2.0)

Auf einem Felsen thront der Kärnan, ein weithin sichtbares Wahrzeichen Helsingborgs. Der 35 m hohe Turm ist das Überbleibsel einer der stärksten mittelalterlichen Festungen Nordeuropas und erzählt – im Turmmuseum – von der bewegten dänisch/schwedischen Geschichte. Und wer die schmale Wendeltreppe hinauf nicht scheut, dem bietet sich eine weite Sicht. Bei klarem Wetter, mit Fernglas gerüstet, kommen sogar die Öresundbrück und der Turning Torso in Malmö in Sichtweite. Mit bloßem Auge bietet sich von der Aussichtsplattform des Kärnan der Blick auf  Helsingborg, über den Öresund bis Helsingør und zur Festung Kronborg – nur vier Kilometer gegenüber in Dänemark. Zu dem Helsingborg einst gehörte.

Ein dänisches Erbe

Die westschwedische Stadt war aufgrund ihrer strategischen Lage – heute für Touristen ein Tor zu Schweden – über Jahrhunderte hinweg Schauplatz von Krieg und Verwüstung. Eine Folge: Es gibt nur noch zwei erhaltene Bauwerke aus dänischer Zeit. Das sind die Marienkirche und der Kärnan (dänisch: Kernen), das „Kernstück“ der Helsingborger Befestigungsanlage, der eine wichtige Rolle bei der Überwachung der schmalsten Öresundpassage zwischen Seeland und Schonen sowie (ab 1429) beim Eintreiben des Sundzolls zufiel.

Erbaut wurde der Kärnan (wahrscheinlich) auf Geheiß des Dänenkönigs Erik VI. Menved zu beginn des 14. Jahrhunderts. Der viereckige Backsteinbau war nicht der erste Turm auf der landborgen über Helsingborg. Zuvor stand an fast derselben Stelle ein runder Turm aus dem 12. Jahrhundert, dessen Grundriss mit Steinen markiert ist. Möglicherweise gab es hier schon zur Zeit der Wikinger eine Befestigungsanlage.

Aussicht vom Kärnan über Helsingborg, den Öresund bis Helsingør. Foto: Giåm (Guillaume Baviere) /flickr.com (CC BY 2.0)

Aussicht vom Kärnan über Helsingborg, den Öresund bis Helsingør. Foto: Giåm (Guillaume Baviere) /flickr.com (CC BY 2.0)

Den neuen Wacht-, Verteidigungs- und Wohnturm umgab ein quadratisches Mauerwerk als zusätzlicher Schutz. Von dem einst mächtigen Schutzwall sind lediglich die Grundmauern erhalten. Von dem sich anschließenden Hallengebäude ist nichts mehr zu sehen oder auch nur zu erahnen. Um diesen zentralen Burgkomplex zog sich eine weitere Mauer, versehen mit 14 Verteidigungstürmen.  Schließlich noch der Burggraben mit bis zu 15 Metern Tiefe. Der Weg ins Innere dieses Bollwerks führte von Süden über eine Zugbrücke.

Von Schweden geschliffen

Mit dem Frieden von Roskilde 1658 fiel Helsingborg samt Festung an Schweden. Für eine kurze Episode kamen die alten Herren wieder. Während des Schonischen Krieges, des Nordischen Krieges von 1674 bis 1679. Dabei hissten die Dänen einen nicht weniger als 17 mal 7 Meter! großen Dannebrog. Womit Dänemark zeigen wollte, wem die Region gehört, ist heute im Armeemuseum in Stockholm zu sehen.

Nach dem Krieg ließ der schwedische König Karl XI. die Festung schleifen. Einerseits um einem eventuellen erneuten Eindringen feindlicher Truppen eine Machtbasis zu entziehen. Andererseits nahm Helsingborgs militärische Bedeutung ab.

Die Terrassentreppe vom Stortorget zum Kärnan. Foto: kalleboo (Karl Baron) /flickr.com (CC BY 2.0)

Die Terrassentreppe vom Stortorget zum Kärnan. Foto: kalleboo (Karl Baron) /flickr.com (CC BY 2.0)

Übrig blieb der Kärnan – nun mit Schwedens Farben beflaggt. Zu deren Ehren alle Schiffe, die den Sund passierten, einen Salutschuss abfeuern mussten.

Die nächsten 200 Jahre verfiel der ausgediente Wehrturm zusehends. Vor dem Schicksal einer Ruine rettete den Kärnan die Restaurierung 1893/94. Zwar sollte der Bau möglichst ursprünglich wieder hergestellt werden, aber leichte Stilveränderungen, wie Zinnen wurden dennoch vorgenommen. Auch die Anlage um den Turm bekam neues Leben. Zwischen 1899 und 1903 kamen die „König Oscar II. Terrassentreppe“  hinunter zum Stortorget hinzu bzw. hinauf zum Kärnan, dem „Kern“ von Helsingborg.

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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