Auf der Königslinie von Sassnitz nach Trelleborg

Die Fähre "Trelleborg" in Mukran. Foto: Parchimer /flickr.com (CC BY 2.0)

Die Fähre „Trelleborg“ in Mukran. Foto: Parchimer /flickr.com (CC BY 2.0)

Die als „Königslinie“ bezeichnete Eisenbahnfährverbindung zwischen Sassnitz und Trelleborg blickt auf eine über 100-jährige Historie zurück. Benannt nach Wilhelm II., deutscher Kaiser und König von Preußen, und dem schwedischen König Gustav V. überstand die kürzeste direkte Fährverbindung zwischen Deutschland und Schweden wechselvolle Zeiten.

Vier Stunden dauert die Überfahrt vom Sassnitzer Hafen Mukran nach Trelleborg, für viele Urlauber das Tor zu Schweden. Dabei sind die heutigen Fährschiffe der Scandlines auf der Linie kaum schneller als ihre Vorfahren. Schon vor gut 100 Jahren konnten die etwas mehr als einhundert Kilometer der Königslinie in vier Stunden und zehn Minuten bewältigt werden. Damals wie heute profitieren beide Seiten von der kurzen Verbindung. 2009 wurde dem 100. Jahrestag der Eröffnung der Eisenbahnfährlinie feierlich gedacht. So feierlich, wie die Königslinie einst eingeweiht wurde, in Anwesenheit der Monarchen von Schweden und Deutschland bzw. Preußen.

Vom Postdampfer zur Eisenbahnfähre

1897 wurde per Staatsvertrag zwischen Schweden und Preußen die Postdampferlinie zwischen Sassnitz auf Rügen und Trelleborg eingerichtet, Schnellzuganschlüsse nach Berlin und Stockholm inbegriffen. Die Kapazitäten waren bald erschöpft, das Verkehrsaufkommen stieg innerhalb kurzer Zeit stark an. Von schwedischer Seite wurde eine Eisenbahnfährverbindung ins Spiel gebracht. Nachdem 1903 eine solche Verbindung zwischen Warnemünde und dem dänischen Gedser den Betrieb aufnahm, konnte sich auch die deutsche Seite, insbesondere die Wirtschaft, für die Pläne begeistern.

Fähre "in" Trelleborg. Foto: Banalities /flickr.com (CC BY 2.0)

Fähre „in“ Trelleborg. Foto: Banalities /flickr.com (CC BY 2.0)

Zahlreiche Interessengruppen machten ihre Ansprüche geltend. Schließlich entschieden sich die Eisenbahnverwaltungen beider Seiten für die Verbindung zwischen Sassnitz und dem südschwedischen Trelleborg – festgehalten im Staatsvertrag von 1907.

Zwei Jahre später war es soweit: Fast zeitgleich liefen die „Deutschland“ und die „Preußen“ in Stettin, die „Drottning Viktoria“ und die „Konung Gustaf V.“ in Göteborg und Newcastle vom Stapel. Am 6. Juli 1909 fuhr der erste Zug auf eine Fähre Sassnitz –Trelleborg, die Königslinie wurde von schwedischem König und deutschem Kaiser feierlich eröffnet.

Im Jahr 1911 wurde eine Funkverbindung zwischen Trelleborg, Sassnitz und den Fährschiffen aufgebaut. Zudem leuchtete nun am Kap Arkona ein Seefunkfeuer.

Wechselvolle Zeiten

Den Ersten Weltkrieg überstand die Königslinie weitgehend unbeschadet, sodass der reguläre Fährverkehr Ende 1918 wieder aufgenommen werden konnte. Mit der Fertigstellung des Rügendamms 1936 erfuhr die deutsch-schwedische Verbindung über die Ostsee eine weitere Aufwertung. Das zeitraubende Übersetzen von Stralsund nach Rügen entfiel und die Beförderungskapazität stieg.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Fährverkehr von schwedischer Seite mehrfach aus Kriegsgründen eingestellt. Der zivile Verkehr kommt gänzlich zum Erliegen. Von deutscher Seite wurde die Königslinie als Nachschubsweg und zum Truppentransport nach Norwegen benutzt. Die deutschen Fährschiffe werden der Kriegsmarine unterstellt, zum Kriegsende bei der Evakuierung Ostpreußens eingesetzt.

Neue Zeiten auf der Königslinie

Wegen der Zerstörungen des Rügendamms und des Sassnitzer Hafens sollte es mit der Wiederaufnahme des Verkehrs auf der Route von Rügen nach Schweden bis Anfang 1948 dauern.

1958 erfuhr die Königslinie einen „Quantensprung“: Die „Trelleborg“, ein viergleisiges Fährschiff, läutete die Zeit der Großfähren auf der Ostsee ein. Ein Jahr später folgte mit der „Sassnitz“ das deutsche Pendant.

Nach den Umwälzungen 1989/90 stiegen die Zahl der Passagiere und die zu befördernde Fracht sprunghaft an, was sowohl zum Ausbau der Häfen und deren Anbindungen führte.

Die Zukunft der Königslinie

Langfristig scheint die Königslinie gesichert, soll doch der Eisenbahnverkehr von Deutschland nach Schweden ausschließlich über Sassnitz/ Mukran geleitet werden. Zudem erhoffen sich die Urlaubsregionen auf beiden Seiten der Ostsee weitere positive Effekte von der kurzen Fahrzeit auf der Königslinie Sassnitz-Trelleborg – Besinnung auf die gemeinsame Vergangenheit von Mecklenburg-Vorpommern und Schweden.

Autor(in): Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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