Ängelholm: Von Ufos und Birkenpollen

Ufo Zeichnung

Das Ufo-Phänomen in Ängelholm. Kann es so ausgesehen haben? Illustration: Dan Sternoczky, Ufo-aktuellt 1985.

Manchmal sind sie auch nicht ganz richtig, die Schweden! Ein Waldstück, das „Sibirien“ heißt; Ein Ufo in Ängelholm; Und ein Bahnwärter, der mit Pollen zum Millionär wurde. Manche Geschichten sind einfach zu verquer, um wahr zu sein. Aber weil eine Ufo-Skulptur noch heute den Wald „Sibirienskogen“ in Ängelholm ziert und zur Touristen-Attraktion geworden ist, muss ein Körnchen Wahrheit in diesem lokalen Märchen stecken… Am besten, wir erzählen die Geschichte von Anfang an…

Ängelholm, das südschwedische Städtchen an der Bucht Skälderviken gilt als die „Riviera“ von Skåne. Doch von Luxus und Strandleben war keine Rede in den Nachkriegsjahren, als hier noch die Luftwaffe stationiert war. Eine Saftfabrik und eine Ziegelei brachten die Menschen in Lohn und Brot. Und dann war da noch die wichtige Eisenbahnverbindung, die genau am Meer entlang führte bis zum Öresund.

Bahnwärter Gösta, die Natur und das Bandyspiel

Lichtung Ufo Ängelholm

Auf dieser Lichtung sah Gösta die Außerirdischen.. Foto: pollenkungen.com/gosta-carlsson/

Als Bahnwärter war der Ängelholmer Gösta Carlsson beschäftigt. An seinem Beruf liebte Gösta am meisten den Weg von und zur Arbeit. Denn da ging es mit dem Fahrrad durch die noch dichten Wälder direkt hinter der Strandlinie, wo er Vögel und Pflanzen beobachten konnte, – seine eigentliche Leidenschaft. Auch hielt er gerne an, wenn der lokale Bandyclub Rögle spielte: Bandy, das urschwedische Winterspiel auf Eis, das schon durch seinen unverschämten Flächenverbrauch von der Größe und Weite Schwedens zeugt.

Gösta fuhr also auch am 18. Mai 1946 mit dem Rad nach Hause: wie immer durch den Wald, der landläufig nur „Sibirien“ genannt wurde. Noch heute führt die Straße „Sibirienvägen“ zu dem Ort, an dem vor über 70 Jahren das Unfassbare geschah…

Der Bahnwärter sah nämlich ein gleißendes Leuchten zwischen den Baumwipfeln. Seine erster Gedanke: „Sieht aus wie ein fliegender Tivoli!“ Sein zweiter Gedanke: „Oder ein abgeschossenes Flugzeug“… Gösta steuerte sein Rad zu der Stelle hin. Auf einer Lichtung im Sibirienwald will Gösta dann ein Raumschiff gesehen haben! Die klassische fliegende Untertasse in Ellipseform, die bei ihrer Landung tiefe Abdrücke im Waldboden hinterließ. Rund um das 10 Meter hohe Ufo stand immer dieses helle, unwirkliche Licht. – Und Außerirdische, wie Gösta später felsenfest behaupten wird.

In allen Berichten über dieses Ereignis – und nach Göstas Aussagen selbst! – war der Augenzeuge an jenem Abend komplett nüchtern und Zeit seines Lebens Mitglied der schwedischen Nüchterheitsbewegung! Aber unabhängig davon sollte die Begegnung mit den Außerirdischen ihre Spuren hinterlassen: In Göstas Leben und in Ängelholms Gemeinschaft!

Sternenstaub oder Birkenpollen?

Gösta Carlsson "Pollenkönig

Fortan wurde Gösta Carlsson zum „Pollenkönig“. Foto: AB Cernelle

Denn nachdem er voller Ehrfurcht und Verwirrung nach Hause kam, sah Gösta, dass er vollends mit goldgelben Staub bedeckt war! Doch dies war nicht etwa Sternenstaub aus einer anderen Welt. Naturkenner Gösta merkte erleichtert, dass die fliegende Untertasse nur eine Menge Birkenpollen im Frühlingswald aufgewirbelt hatte. Eine profane Erklärung, die Gösta dennoch als Zeichen sah: Denn fortan widmete er sein Leben den Pollen und der Medizin, – und er war überzeugt, dass die Außerirdischen ihm die Eingebung für seine Naturarznei „Cernitol“ gegeben hatten.

Reklame aus den 60er-Jahren für Göstas Produkt. Foto: AB Cernelle

Gösta Carlsson wurde in Ängelholm nämlich als „Pollenkönig“ bekannt! Er quittierte seinen Job bei der Bahn, um einen Pollenextrakt zu entwickeln. In den 50er-Jahren legte er den Grundstein für den Arzneimittelkonzern => „Cernelle“ – noch heute ein Riese auf dem Markt für Nahrungsergänzungsmittel und Naturarzneien. Sein Pollenextrakt „Cernitol“ wurde erfolgreich gegen Prostata-Leiden vermarktet, – auch wenn die staatlichen Aufsichtsbehörden stets Zweifel an der Wirksamkeit des Präparats hatte. Gösta Carlsson aber war überzeugt und dankte Zeit seines Lebens den Außerirdischen für diesen Erfolg, der ihn zum Multi-Millionär machte.

Erst 1971 ließ Gösta die Bombe platzen

Er hatte aber nicht den Ruf eines verschrobener Pollen- und Kräuterhexers inne (der zudem ein Ufo gesehen hatte!). Gösta Carlsson gab Ängelholm einen großen Teil seiner Inspiration zurück und war in der Gemeinde als großzügiger Stifter aktiv.

Ufo Monument Ängelholm

Das Ufo-Monument heutzutage. Foto: Ängelholm Touristbüro

Schon in den 60er Jahren ließ er eine Eishalle in Ängelholm bauen und wurde der starke Mann im Eissport-Club „Rögle BK“. Die spielten zu jener Zeit schon in der 1. Eishockey-Liga und sind bis heute eine starke Mannschaft.

Erst als Gösta schon „ein gemachter Mann“ in Ängelholm war, ging er mit seiner unglaublichen Geschichte an die Öffentlichkeit. Er erzählte endlich von dem Ufo, dass er 1946 gesehen hatte. Leider gab es keinen Bildbeweis… Aber 1972 errichtete Gösta Carlsson das Ufo-Monument in Ängelholm. Ein Modell des Flugobjekts, wie er es in Erinnerung hatte, steht seither im „Sibirienwald“ und gibt uns Rätsel auf.

Gösta Carlsson starb 2003 im Alter von 85 Jahren in einem Ängelholmer Seniorenheim.

Tipp für Besucher: Nahe des Ufo-Monuments am „Sibirienvägen“ gibt es einen Waldparkplatz. Außerdem liegt unweit, direkt am Strand,  => „Rabocka Camping“

=> Weitere Informationen

=> Mehr Bilder zu Gösta Carlsson ungewöhnlicher Geschichte

Autorin: Katja Singer – Katja-Singer(at)gmx.de

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