Alternativen zum Bargeld in Schweden

Nachrichten, Wirtschaft

Münzen

Noch gibt es Geld aus Metall. Die neuen 5-Kronen-Münzen. Foto: riksbanken.

Dass Schweden sich allmählich zur bargeldlosen Gesellschaft entwickelt, wird im übrigen Europa häufig bestaunt und kritisch beäugt. Um langfristig eine Abhängigkeit von Banken und anfälliger Technik zu vermeiden, kommt von der schwedischen Zentralbank “Riksbanken” jetzt der Vorschlag einer elektronischen Währung: Die E-Krona als Alternative zum Bargeld.

Ist das alles nur Zukunftsmusik? Was ausländischen Touristen schon heute (manchmal negativ) auffällt, ist für den Durchschnitts-Schweden ganz normal: Nämlich selbst die kleinsten Einkäufe mit der Kredit- oder Girokarte zu zahlen. Ob Busticket oder Parkschein, Kaugummi oder Brötchen, den Wocheneinkauf oder das Feierabend-Bier: Der Kartenterminal steht allzeit bereit.

Im schwedischen Handel werden laut Zentralbank nur noch 15 Prozent der Käufe mit Bargeld getätigt. Darum nehmen manche Geschäften der Bequemlichkeit halber keine Scheine und Münzen mehr an. Zahlreiche Gastrobetriebe in den Großstädten sind bereits auf “cashless” umgestiegen: So landen die Umsätze direkt digital auf dem Firmenkonto – und nicht erst in der analogen Kasse.

Dasselbe Prinzip gilt für die Bezahl-App “Swish”, die sich in Schweden großer Beliebtheit erfreut: Kleinere Beträge werden per Handy auf das Bankkonto des anderen Handy-Besitzers überwiesen. “Geswisht” wird meistens zwischen Privatpersonen, zum Beispiel auf dem Flohmarkt; Aber auch Händler bieten bereits die Swish-Möglichkeit an.

Der Trend weg vom Bargeld lässt sich kaum aufhalten, und die Kritik daran hält sich stark in Grenzen. Nach einer neuesten Erhebung des World Economic Forum kommen 66 Prozent der Schweden schon heute ganz ohne Bargeld aus – und die wenigsten haben ein Problem damit.

Zentralbank nimmt Risiken unter die Lupe

Marktstand

Einfach ohne Bargeld, sogar auf dem Wochenmarkt. Foto: Melker Dahlstrand, Imagebank Sweden.

Darum nimmt nun die schwedische Zentralbank die Gefahren einer bargeldlosen Gesellschaft hart ins Visier: “Der Markt der Bezahllösungen ist in der Hand einiger weniger Akteure”, so die mahnenden Worte der Riksbanken. “Das macht eine bargeldlose Gesellschaft anfällig.” Nicht erst, wenn der Kartenterminal streikt, erfährt man die Risiken am eigenen Leib. Auch die Übermacht der privaten Banken ist der schwedischen Reichsbank ein Dorn im Auge.

Die unerwünschten Effekte der Digitalisierung liegen nun der Untersuchung zu Grunde, die die schwedische Zentralbank bis 2019 veranschlagt hat. Eine Idee, die dabei auf dem Tisch liegt, ist die Einführung einer digitalen Währung: “E-Krona”. Sie soll für die breite Allgemeinheit zugänglich und einfach anzuwenden sein. Welche technische Lösung sich dafür durchsetzt, ist noch lange nicht in Sicht. Es könnte sein, dass Schweden seine eigene, nationale Kryptovaluta à la Bitcoin erhält. Oder man findet eine wertbasierte Lösung, die die E-Krona auf Karten speichert. Dann bräuchte man nicht mal mehr eine Internet-Verbidnung.

Auf jeden Fall könnte die schwedische Zentralbank einmal mehr Geschichte schreiben. Schon vor 350 Jahren kam die erste moderne Banknote aus Stockholm. Die Vorreiterrolle in Geld-Angelegenheiten ist den Schweden also nicht mehr fremd.

Weitere Infos zur möglichen Einführung der E-Krona in einem Artikel von => Nordic Business (auf englisch).

1 Kommentar

  1. Beppo

    Ihr mit eurem digitalem „Bargeld“ Mist!
    Keine Bank dort wechselte meine Euro in Kronen um.
    Ich war total aufgeschmissen.
    Musste 150 Kilometer zur nächsten Forex Wechselstube fahren, um an Kronen zu kommen.
    Das dümmste, was denen da je eingefallen ist, ist die bargeldlose Gesellschaft, was sich noch eines Tages rächen wird.
    Freiheit sieht anders aus!

    Antworten

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