Sofia Jannok lässt Nordlichter am Himmel tanzen

Das ist Schweden, Musik, Wissenswertes

Sofia Jannok an den Nordischen Botschaften, Juni 2009

Sofia Jannok an den Nordischen Botschaften, Juni 2009

Winternachtskälte und Mitternachtssonne – dieser Kontrast ist die Essenz in Sofia Jannoks Musik. Inspiriert von Folk, Balladen, Pop und Jazz singt die samische Sängerin von ihren Kindheitserinnerungen aus dem hohen Norden, von ihrer Großmutter, von Hundegespann und Tundra. Ihre größtenteils selbst geschriebenen Songs und Songtexte, darunter auch
Joijk, sind eine persönliche Hommage an ihre Heimat im hohen Norden.

Sofia stammt aus Gällivare, auf dem 67. Breitengrad in der nördlichsten Provinz Schwedens, in Lappland. Geboren 1982, singt sie seit sie 11 Jahre alt ist und gilt als eine der erfolgreichsten schwedischen Nachwuchssängerinnen für Folk, Weltmusik und Jazz. Sofia  ist Gewinnerin des Sami Grand Prix in Kautokeino, des samischen Wettbewerbs vom Eurovision Song Contest. Zwar keine Auszeichnung, aber viel Aufmerksamkeit erhielt sie beim populären schwedischen Vorentscheid zum European Song Context 2009, dem Melodifestivalen, wo sie den Abba-Song Waterloo auf samisch präsentierte. Mit ihrer Band Peter Tikkanen am Piano, Johan Englund am Schlagzeug und Tobias Helén am Kontrabass hat sie exzellente Musiker an ihrer Seite, die ihre eindrucksvolle Stimme mit energie- und farbenreichen Klänge untermalen. Mal jazzig anmutend, mal mit fetzigen Beats, mal als melancholisch – samischer Pop – Sofia Jannoks Repertoire ist breit. Aber die Wahl der Sprache bleibt gleich: Sofia Jannok präsentiert ihre Musik ausschließlich in ihrer Muttersprache, auf nordsamisch.

Dabei zeichnet ihre Musik den Gegensatz von nordsamischer Identität und Kosmopolität aus. „Da ich in zwei Kulturen aufgewachsen bin, ist meine Musik von beidem geprägt”, sagt sie. Ihr aktuelles Album áššogáttis /  by the embers, erschienen bei Caprice Records, nimmt uns also mit auf eine kontrastreiche Reise zwischen wilde Tundra und verrauchten Jazzkneipen. Aber der lange nordische Winter, die samischen Weiten und die melancholische Einsamkeit in Sápmi, dem Land aus „Feuer und Eis“ bleiben ihr Hauptthema.

Ihren eigenen Stilmix aus Tradition und Moderne bringt sie in Sound und Styling auch sehr erfolgreich auf die Bühne. Live war sie 2009 in Deutschland zunächst beim Kulturfestival Nordischer Klang zu sehen, wo sie das Publikum im Theater Mecklenburg Vorpommern begeisterte. Nach Greifswald im Mai folgte ein Auftritt an der Schwedischen Botschaft in Berlin im Juni und eine Show im belgischen Brüssel, jeweils zum Auftakt des schwedischen EU-Ratsvorsitzes im zweiten Halbjahr 2009. Eigentlich ist Sofia Jannok eher außerhalb von Europa ein Star, ihre Tourneen führten sie bereits nach China und in die USA.

Die vielseitige Sängerin malt dem Publikum ihr Land nicht nur in Klangfarben auf die Bühne. Zwischen den einzelnen Songs schildert sie ihre samische Heimat in einfachen und doch so eindrucksvollen Worten – Eis, Sonne, Glut, Kälte, unendliche Weite. Plötzlich ist der Norden ganz nah.

“Northern lights dance under high heavens
with sundry forms of fires
The full moon keeps watch
of weak wanderers
so the coldness of winter won’t trick us
beyond the border of eternity”

aus: Áššogáttis / By the embers, (2008)

(Autor: Svenja Reiter)

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