Kalmar – Schlüssel zu Schweden

Das ist Schweden, Geographie, Wissenswertes

Kalmar slott

Schloss Kalmar galt als „Schlüssel zum Königreich“. Foto: Kalmar.com

Einst eine Trutzburg, heute der besterhaltene Renaissance-Palast Nordeuropas: Schloss Kalmar thront als beliebtes Touristenziel auf einer kleinen Halbinsel im Süden der gleichnamigen Stadt. Das Schloss galt als „Schlüssel zum Königreich“, war Gefängnis, Getreidespeicher und Schnapsbrennerei. Es spielte eine tragende Rolle in der skandinavischen Politik und Verfall. Am Ufer der Ostsee trotzen die Mauern Schloss Kalmars seit über 800 Jahren einer wechselvollen Geschichte.

Die lange Historie hat ihre Spuren an einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Schwedens hinterlassen. Seit dem 19. Jahrhundert dauern die Restaurierungsarbeiten an den Gemäuern, deren Ursprung im 12.Jahrhundert liegt, an.

Zu jener Zeit waren die östlichen Küsten Schwedens ständigen Angriffen und Raubzügen unter anderen durch Piraten und Dänen ausgesetzt. Unter Knut Eriksson wurden Schutzmaßnahmen gegen Feinde, die von der See die Häfen und Städte bedrohten, ergriffen. So entstand auch am Kalmarsund um 1180 ein Verteidigungsturm. Mit der Stadt Kalmar wuchs die Verteidigungsanlage. Ende des 13. Jahrhunderts entstand um den Verteidigungsturm eine Burganlage mit Ringmauer samt vier Rundtürmen. Diese Türme waren lange Zeit einzigartig in Skandinavien.

Kanone-Kalmar

Von Kalmar aus erwehrte man sich Feinden aus dem Ostseeraum. Heute wird die Festung friedlich von Touristen eingenommen.

Fertiggestellt galt die mittelalterliche Festung als Schwedens stärkste. Zudem nahm die strategische Bedeutung aufgrund der Lage zu. Kalmar hatte eine Schlüsseposition in der Verteidigung Schwedens. Sowohl gegen Feinde aus dem südöstlichen Ostseeraum, als auch oft genug gegen die Dänen. Die standen praktisch vor der Haustür. Die Lage war es auch, die Kalmar als Treffpunkt für politische Verhandlungen empfahl.

Herausragendstes Ereignis in der Geschichte des heutigen Schlosses ist das Abkommen zur Vereinigung Dänemarks, Schwedens und Norwegens unter einem Regenten. Die Gründung der Kalmarer Union 1397. Auf Schloss Kalmar fanden die wichtigsten Treffen der Union statt. Bis zu deren Ende 1523.

In jenem Jahr wurde Gustav Eriksson Vasa schwedischer König. Nach seiner Flucht aus dänischer Gefangenschaft fand er Zuflucht in der damals grenznahen Festung. An Gustav Vasa erinnern heute ein Brunnen und Monument in der Schlossanlage.

Gustav übernahm eine veraltete und vom Krieg gezeichnete Festung, die er wieder herrichten und gegen die aufkommende Artillerie schützen ließ. Seine Söhne setzten die Umbauten fort. In dieser Zeit, dem 16. Jahrhundert, schwand der mittelalterliche Charakter der Burg. Mit der Verpflichtung ausländischer Architekten durch Gustav und seine Söhne nahm die alte Burg ihr heutiges Antlitz an. Ein Schloss im Stil der Renaissance.

Nach Jahrzehnten des Krieges, Verwüstungen durch Feuer und der Verlagerung der schwedischen Grenze verlor Kalmar seine Schlüsselposition. Das einst mächtige Bollwerk und imposante Schloss verkam im ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert zur Lagerhalle, Gefängnis, Destillerie. Die Anlage verfiel allmählich. Ein Bollwerk, das zwischen 1307 und 1611 ganzen 24 Belagerungen standhielt!

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Niedergang gestoppt, man erkannte den historischen Wert der Anlage und wollte ihn erhalten. Eine umfassende Restaurierung begann. Nach und nach erstrahlen die Mauern im alten Glanz wieder. Eine Ahnung der früheren Bedeutung kommt beim Anblick auf, besonders von Seeseite. In Folge der Restaurierung zog neues Leben ins Schloss ein. Zwar wandeln heute Könige samt Gefolge nur zu ausgesuchten Anlässen durch die Säle und Kammern des „Schlüssels zum Königreich“. Dafür ist Schloss Kalmar mit archäologischem und ethnologischem Museum sowie Ausstellungen ein Anziehungspunkt für (weniger feindlich gesinnte) Besucher geworden.

Die Kapelle der früheren Festung steht Paaren offen, die den Bund der Ehe schließen wollen.

(Autor: Matthias Grohmann)

Info Stadt Kalmar

In der Altstadt „Gamla Stan“ begibt man sich auf die Spuren der Geschichte. Foto: Kalmar.com

Die Stadt befindet sich im südöstlichen Schweden in der Provinz Kalmar län. Die Entfernung zur Hauptstadt beträgt ca. 400 km. Die Gemeinde Kalmar hat ca. 65.000 Einwohner, die Stadt selbst ca. 35 000. In der Nähe liegt die schöne Insel Öland, die durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Gerne kombinieren Reisende die Fahrt nach Öland mit einem Besuch in Kalmar.

Die Jahresdurchschnittstemperatur erreicht hier einen Höchstwert im Juli und August von über 15 Grad und liegt von Dezember bis Februar bei 0 Grad. Die beste Zeit zum Besichtigen der schönen Stadt ist deswegen im August.

Kalmar Schloss ist eines der best erhaltenen historischen Bauwerke in Europa. Aber auch die Altstadt „Gamla Stan“ ist sehenswert – mit ihren Kopfsteinpflasterstraßen, Steinmauern sowie Häusern überwiegend aus dem 17. Jahrhundert.

In der Stadt gibt es eine Hochschule (Högskola), ca. 6000 Studierende werden von ungefähr 790 angestellten Lehrkräften unterrichtet. Die Ausbildung fokussiert sich u.a. auf Gesundheit, Kultur, Ökonomie, Kommunikation, Design, Lehrausbildung. Es stehen ca. 50 Programme und 30 freistehende Kurse zur Verfügung.

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