Autofahren in Schweden

Allgemein

„Die große Freiheit“ – Mit dem Auto sollte man das nicht zu wörtlich nehmen! Foto: Fredrik Broman/ imagebank.sweden.se

Wem das Autofahren in Deutschland oder Österreich zu stressig ist, der fühlt sich auf den schwedischen Straßen sicherlich so richtig wohl! Auf den Autobahnen und Landstraßen kann man sich teilweise schon einsam fühlen, so verlassen wirken die Wege. Diese Einsamkeit und die sehr gut ausgebauten Straßen können dann auch so manchmal zu schnellerem Fahren verleiten, von dem allerdings strikt abzuraten ist!

Auf Autobahnen ist eine Geschwindigkeit von 110 km/h einzuhalten, – 90 km/h sind es außerhalb geschlossener Ortschaften, 50 km/h in geschlossenen Ortschaften und 30 km/h an gefährlichen Stellen wie z.B.: vor Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Wohngebieten.

Für Wohnwagengespanne gilt eine allgemeine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Eine geringfügige Überschreitung dieser Werte kann weitreichende Folgen für die Geldbörse haben! Die schwedische Polizei ist besonders hart wenn es um Verkehrsvergehen geht, und sind die noch so klein! Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von ca. 10 km/h kann schon mal mit 2000 Kronen gerechnet werden, was umgerechnet etwas mehr als 200 Euro sind! Falsches Parken bezahlt man mit mindestens 500 Kronen (ca. 50 Euro). Polizeikontrollen finden sehr häufig statt, und auch Touristen können nicht mit einer milderen Beurteilung rechnen.

Dieses strikte Vorgehen der Polizei ist einer der Gründe für das disziplinierte Verhalten der schwedischen Autofahrer. Ein anderer wäre generell die schwedische Mentalität, denn Ruhe und Gemütlichkeit haben hier Vorrang! Vorrang haben auch immer und überall die Fußgänger. Das sollte man sich beim Autofahren merken, denn die schwedischen Fußgänger vertrauen auf ihr Recht und schauen mitunter nicht einmal nach rechts und links, wenn sie sich einem Zebrastreifen nähern.

Das schwedische Straßennetz hat eine Gesamtlänge von ca. 210.000 km. Die längste Straße ist die Autobahn E4, die von dem südlichen Malmö (Skåne) bis nach Haparanda (Norrbotten, Nahe der finnischen Grenze) verläuft und durch die verschiedensten Landschaften Schwedens führt. Kleinere Wege gibt es zuhauf und sind meist weniger gut beschildert. Wissenswert ist hier jedoch die Bedeutung des Schildes mit dem großen „M“. Das „M“ steht für „„mötesplats““, zu Deutsch „Treffpunkt“, und bedeutet, dass hier bei entgegenkommendem Verkehr ausgewichen werden muss.

Da der schwedische Winter allgemein härter ausfällt, natürlich vor allem in den nördlichen Landesteilen, ist die Verwendung von Spike Reifen („dubbdäck“) gang und gäbe. Dieser Reifentyp ist von Oktober bis April erlaubt, außer in gewissen Innenstadtbereichen. Was die meisten auswärtigen Autofahrer bereits wissen: In Schweden ist auch am Tag das Abblendlicht Pflicht!

Nicht nur das Straßennetz, sondern auch das Tankstellennetz ist gut ausgebaut. Es gibt zwei verschiedene Arten von Tankstellen: Die Rastplätze und Shops, an denen man an der Kasse bezahlt, sowie die unbemannten Tankstellen mit Bezahlautomaten. Hier ist eine Kreditkarte von Vorteil, – die wenigsten Tankautomaten nehmen noch Geldscheine an. Vorteil der unbemannten Tankstellen ist, dass sie rund um die Uhr benutzbar sind!

Bei der Mitnahme von Kindern muss man beachten, dass Kinder unter 7 Jahren in einem ihrer Größe entsprechenden Rückhaltesystemen oder Kindersitz befördert werden müssen. Das gilt sowohl für die Vorder- als auch für die Rücksitze. Der Fahrer muss sich vergewissern, dass Kinder zwischen 7 und 15 Jahren entsprechend gesichert sind! Generell gilt natürlich für alle Insassen Anschnallpflicht!

Alkohol am Steuer ist ein absolutes Nein, denn schon kleinste Mengen Alkohol im Blut wirken sich negativ auf sicheres Autofahren aus: 0,2 ist die Promillegrenze in Schweden, und wie überall wird dieser Wert mit einem entsprechenden Meßgerät („Pusten“) kontrolliert. (Das Blutalkhohol-Limit wurde übrigens im Jahr 1990 von 0,5 auf 0,2 Promille gesenkt).

Elch-Schild

Eine ernsthafte Gefahr für den Straßenverkehr stellt in Schweden das Wild da. Die Elch-Warnschilder wurden nicht zur Belustigung und als Souvenir für Touristen aufgestellt, sondern warnen vor der häufigsten Ursache für Verkehrsunfälle in diesem Land. Die Kollision mit einem Elch ist absolut nicht zu unterschätzen, über die Hälfte aller Unfälle beim Autofahren sind auf Elche oder anderes Wild zurückzuführen! Auch wenn viele größere Landstraßen und autobahnähnliche Wege durchgängige Wildzäune („viltstängsel“) aufweisen, bleibt die Gefahr bestehen: Besonders in den Morgen- und Abendstunden ist besondere Vorsicht geboten!

(Autorin: Barbara Angerer)

2 Kommentare

  1. Knuthilde de Graaf

    Durch scannen des Kennzeichens werden die Halter ermittelt und erhalten nach ca. 4 bis 8 Wochen eine Zahlungsaufforderung. Die schwedischen Behörden sind auch sehr rigide beim Eintreiben der Mautgebühren! Eine nicht fristgerechte Zahlung zieht eine Buße von ca. 35,- € nach sich. Mautstraßen sind mir in Göteborg, Stockholm, Sundsvall bekannt.

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  2. Burkhard Rook

    Ich wohne in Norrbotten zwischen Kalix und Haparanda und fahre mind. 2x im Jahr nach Deutschland um Freund zu besuchen (2200km). Zum Thema Geschwindigkeit möchte sagen, dass ich noch keinen Schweden erlebt habe, der0sich an die 90km/h bzw. 110km/h hält. Von wegen „lagom“ auf der E4 wird gefahren wie wild, selbst die schweren LKW überholen mich, wenn ich mit 9ßkm/h in Richtung Haparanda fahre. Zur Maut kann ich sagen, die Öresund-Brücke und eine Brücke in Sundsvall sind mautpflichtig. Bei den Tankstellen sollte man nach Möglichkeit bei Statoil tanken, bei anderen kann es passieren, dass sie nur schwedische EC Karten oder ihre eigenen Karten nehmen.Geldscheinautomaten habe ich bisher noch nicht gesehen

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